Ein Airbus A380 von EMIRATES brachte die gutgelaunte Gruppe am 16. Januar zunächst nach Dubai und von dort weiter nach Chennai, früher Madras. Die Hauptstadt des indischen Bundesstaates Tamil Nadu beherbergt ca. 13 Mio. Einwohner und das war auch der erste Eindruck für die Ankommenden: Sehr unruhig, unheimlich viele Menschen!
Unmittelbar am Flughafen nahm ein für indische Verhältnisse luxuriös ausgestatteter Volvo-Bus die Gruppe auf und sollte für die kommenden 12 Tage Transportmittel und stetiger Begleiter sein, ebenso wie Reiseführer Hemant Sukhwal. Der aus Nordindien stammende, erfahrene Reiseguide war mit allen Wassern gewaschen und Helfer in allen Lebenslagen, die auf so einer Reise auftreten können. Egal, ob es den Einlass in eine Sehenswürdigkeit betraf, die für Europäer eigentlich nicht erlaubt ist. Genauso, wie die Mittagsverköstigung mit Bananen am Strunk für den ganzen Bus oder die Erläuterung der Vorzüge von indischem Hochprozentigen zur Abwehr von Verdauungsproblemen. Viele heraufziehende Probleme wurden bereits im Vorfeld erkannt und aus dem Weg geräumt.
Erstes Ziel am frühen Ankunftsmorgen war die Grabeskirche des Apostels Thomas, der etwa 72 n. Chr. dort gewaltsam zu Tode gekommen war. Nicht weit weg davon folgte die St. Thomas Kathedrale, deren Mauerwerk und spitze Türme in hellem Weiß erstrahlten. Am Nachmittag besuchte die Gruppe den Strand der Millionenstadt, der nach Florida Beach der zweitlängste, natürliche Sandstrand der Welt ist.
Weiter nach Süden
Am nächsten Tag folgte auf der Reise die Stadt Mahabalipuram, die hinduistische Tempel und eine künstlerisch behauene Felsformation aus dem 7. Jahrhundert darbot. Überhaupt haben in Indien Tempel nicht nur eine religiöse Bedeutung, sondern sind vielmehr wirtschaftliche Zentren der Gegend. Durch die häufigen Pilgerreisen der vielen Gläubigen profitieren Markthändler, Gastwirte und nicht zuletzt das Personentransportgewerbe. Apropos: Die meisten Tamilen nutzen vornehmlich Motorräder und Roller, Autos sind Vielen zu teuer. Wenn allerdings Reisende in dem Verkehrswirrwarr einer dortigen Millionenstadt schnell von A nach B kommen wollen, gibt es nichts Besseres, als die Fahrt mit einem Tuc-Tuc. Unter permanentem Gehupe geht es mit diesen dreirädrigen Gefährten halsbrecherisch bei Tag und Nacht mal links, mal rechts, auch über den Gehsteig um die Ampelkreuzung herum, aber letztlich immer sicher, schnell und für wenig Geld ans Ziel. Mit einem spitzbübischen Lächeln meinte Pfarrer Sagai auf zweifelnde Blicke der Seinen hin nur: „Die Verkehrsteilnehmer in Indien haben keine Geduld, aber jeder ist flexibel!“
Das Heimatdorf Kanangadu in Tiruvannamalai
Höhepunkt für Herrn Pfarrer Sagai und die Gruppe war der Besuch in Kanangadu, dem Heimatdorf des Pfarrers. Nach der Einkleidung aller Männer mit einem traditionellen Veshti und der Frauen mit einem Sari in seinem Elternhaus zogen alle von dort zur Kirche. Die Dorfbewohner standen Spalier, waren ein bisschen stolz auf ihren Spross und gestalteten mit Tanz, Musik und Trommelrhythmen den Marsch. Dann wurde in der Kirche Messe gefeiert und die Gäste überreichten im Namen der Pfarreiengemeinschaft Ministrantengewänder als Geschenke an die Buben und Mädchen. Anschließend ging es weiter auf den benachbarten Schulsportplatz. Dort wurde Ernte-Dank gefeiert und weitere Tänze aufgeführt. An die Kinder übergaben die Reisenden im Namen der Pfarreiengemeinschaft weitere Geschenke und für die Schule hatten sie ein Viewboard fürs Klassenzimmer mitgebracht. Weitum strahlten die Kinderaugen über die neuen Errungenschaften.
Zum Mittagessen hatte Pfarrer Sagais Familie auf die Dachterrasse des Elternhauses eingeladen und die Gäste aus Deutschland lernten seine Mutter, seine Schwester, seinen Bruder und die Neffen und Nichten kennen. Das Essen wurde traditionell auf Bananenblättern serviert, so war am Ende auch der Tisch schnell abgeräumt. Am frühen Nachmittag verabschiedete sich die Reisegruppe dann und machte sich wieder auf den Weg weiter nach Süden.
Das Bundesland Kerala und das Periyar Naturschutzgebiet
Einige Tage, Tempel und Sehenswürdigkeiten später verließ die Reisegruppe den Bundesstaat Tamil Nadu und wechselte in den benachbarten Bundesstaat Kerala. Das im Landesinneren gelegene, gebirgige Grenzgebiet weist tropische Dschungelbereiche auf, viele davon werden heute als Tee- oder Gewürzplantagen genutzt. Die Reisegruppe durfte diese in ausgiebigen Führungen kennenlernen und die Erzeugnisse probieren.
Im tropischen Naturschutzgebiet Periyar konnten die Reiseteilnehmer Elefanten hautnah erleben und durften auf diesen sogar reiten. Bei einer Bootsfahrt auf dem Periyar-(Stau-)See waren verschiedene freilebende Vögel, Büffel, Hirsche und Affen zu sehen. Auch eine Ayurveda-Massage gehörte zum Programm und sorgte für körperliche Entspannung. Den Abend füllte der Besuch einer 3.000 Jahre alten Martial Art Kampfkunst-Vorführung namens Kalaripayattu. Kunststücke mit Schwertern, Dolchen, Speeren, Streitkolben und Feuerpeitschen beeindruckte die Teilnehmer.
Die Blackwaters und das Südkap
Nach einer weiteren, halbtätigen Busfahrt durch das gebirgige Hinterland Keralas erreichten die Reisenden die Blackwaters, ein verzweigtes Wasserstraßennetz. Dieses etwa 1.900 km² große Labyrinth aus Süßwasserseen wird von einheimischen und ausländischen Touristen gerne genutzt. Beispielsweise sind auf den großen Wasserflächen eine Vielzahl von Haus- und Fährbooten unterwegs. In den Vorländern um die Seen erfolgt intensive landwirtschaftliche Nutzung.
Am nächsten Tag ging es für die Reisenden nach Kanyakumari, dem Südcap Indiens. Auch dort fanden sich wieder Tempel und die Thiruvalluvarstatue (zu Ehren eines Tamilischen Poeten).

Strand von Kovalam und Rückflug
Der letzte Tag in Indien war für Entspannung reserviert. Kilometerlang, menschenleer und mit traumhaftem Sand ausgestattet machte der Strand des Ortes die Heimreise für die Gruppe um so schwerer. 12 Tage in einem bemerkenswerten Land mit knapp 1,5 Mrd. Einwohnern und etwa 9 Mal so groß wie Deutschland hatten Ihre Eindrücke hinterlassen. Die erlebten Verhältnisse relativieren Vieles, was Zuhause in Deutschland so wichtig erscheint. Und gleichzeitig macht es deutlich, welche Freiheiten und Zugänglichkeiten wir zu Hause im Alltag meist zu wenig schätzen.
In Trivandrum, der Hauptstadt Keralas startete die Reisegruppe dann wieder zur Heimreise und am 28. Januar landete sie bei leichtem Regen glücklich in München. Denn: Irgendwann geht jede Reise dann auch zu Ende. Besonderer Dank gilt Herrn Pfarrer Sagai, dem Reiseleiter Hemant Sukhwal, dem Busfahrer und seinem Assistenten sowie dem Gesamtorganisator der Indienreise Richard Bäumler aus Theuern.