Mit der Frage „Was geht uns Afghanistan heute an?“ durften wir Schüler der Klassen 10ab, 11ab und K12 uns gemeinsam mit Frau Annette Erös auf eine bewegende Reise durch Afghanistan begeben – ein Land der Extreme, das geprägt ist von jahrzehntelangem Krieg, tiefem Leid, aber auch bemerkenswerter Widerstandskraft.
Die Reise begann in den 1980er Jahren, als Frau Erös gemeinsam mit ihrem Mann, Dr. Reinhard Erös, und ihren vier kleinen Kindern nach Afghanistan in die Grenzstadt Peschawar zog. Zu dieser Zeit herrschte bereits seit 1979 Krieg, nachdem die Sowjetunion in das Land einmarschiert war, um es unter ihre Kontrolle zu bringen. Humanitäre Hilfe wurde in dieser Krisenzeit von der Besatzungsmacht untersagt. Dennoch ließ sich Dr. Erös nicht davon abhalten, sich für mehrere Jahre von der Bundeswehr zu beurlauben, um der afghanischen Bevölkerung als Arzt zu helfen. Im Verborgenen, oft in unterirdischen Höhlen, versorgte er unter schwierigsten Bedingungen Kriegsverwundete und Erkrankte mit einfachsten Mitteln, aber unermüdlichem Engagement.
Nach dem Abzug der Sowjetunion im Jahr 1989 hinterließ sie ein zerstörtes Land ohne funktionierende Regierung. Es folgte jahrelanger Krieg und Kampf ums Überleben, was sich 2001 in neuer Dimension mit dem Einmarsch der NATO fortsetzte, die nach den Anschlägen vom 11. September Osama bin Laden und die Terrororganisation Al-Qaida in Afghanistan suchte. Auch nach dem Abzug der NATO im Jahr 2021 und der Machtübernahme der Taliban bleibt die Bilanz verheerend: Über vier Jahrzehnte andauernder Krieg forderte rund 1,6 Millionen Todesopfer, hinterließ 1,8 Millionen Verstümmelte, trieb mehr als 6,5 Millionen Menschen in die Flucht – und die Hälfte der Bevölkerung leidet unter Hunger. Die „Kinderhilfe Afghanistan“ ist eine von den wenigen Hilfsorganisationen, die nach dem Truppenabzug noch im Land verblieben sind.
Nur etwa 10 bis 15 Prozent des Landes sind überhaupt bewohnbar. Die extremen klimatischen und geografischen Bedingungen erschweren den Anbau von Nahrungsmitteln erheblich – von fließendem Wasser und Strom ganz zu schweigen. In vielen Städten dominieren riesige Slums das Stadtbild und auch die medizinische Versorgung ist erschreckend schlecht: Ein einziger Arzt muss dort mitunter bis zu 250.000 Menschen versorgen.
Angesichts dieser katastrophalen Lebensumstände sind langfristige Hilfsprojekte umso bedeutender. Mit Unterstützung der EU gründete die Familie Erös bereits zu Zeiten der sowjetischen Besatzung eine „Europäische Schule“ in Peschawar. Aus dieser Initiative entwickelte sich später die Organisation „Kinderhilfe Afghanistan“, die mittlerweile über 70.000 Kindern Zugang zu Bildung ermöglicht – etwa durch den Aufbau von Friedensschulen, Computerschulen, Berufsschulen und Waisenhäusern. Der Bau erfolgt mit Spendengeldern, aber durch afghanische Arbeiter, wodurch auch dringend benötigte Arbeitsplätze entstehen.
Trotz der schwierigen politischen Lage unter der Herrschaft der Taliban, die den Frauen das Recht auf ein Abitur oder ein Studium verweigert, setzt die „Kinderhilfe Afghanistan“ ihre Arbeit fort und bietet Frauen weiterhin die Möglichkeit, Berufsausbildungen wie die von Hebammen, Krankenschwestern oder Näherinnen zu erlangen.
Abschließend lässt sich sagen, dass Bildung der Schlüssel zu einer besseren Zukunft – nicht nur für Afghanistan – ist. Sie ermöglicht es, eine neue Generation von Fachkräften zu fördern, die das Land eines Tages aus der Krise führen können. Umso mehr freut es uns, dass die Fachschaft Französisch mit ihrem Spendenbeitrag aus den Einnahmen des Deutsch-Französischen Tags einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung dieser Projekte leisten kann. Ein kleiner Beitrag von hier – mit großer Wirkung vor Ort.