Haben christliche Feiertage einen jüdischen Ursprung? Was hat Ostern mit dem Judentum zu tun? Mit dieser spannenden Frage befasste sich am Samstagabend, 12. April, Monika Ilg in einem interessanten Lichtbildervortrag in der Wallfahrtskirche St. Felix.
Zunächst blickte Ilg 2000 Jahre zurück. Die ersten Jesus-Anhänger waren als Juden ihren Traditionen und religiösen Riten verbunden und hätten sich noch lange als eine jüdische Sekte betrachtet. In den ersten Christengemeinden in Palästina und Syrien galt nach wie vor der jüdische Kalender mit seinen Festen und Feiertagen. „Jesus war wie Maria und Josef Jude und hat das Christentum nicht erfunden.“
So fand nach den Worten der Referentin weiter die Bar Mizwa statt, bei der die Buben nach Vollendung des 13. Lebensjahres in der Synagoge aus der Tora vorlesen durften. Bar Mizwa heißt „Sohn der Pflicht“ und meint die Verpflichtung, ab jetzt selbst verantwortlich zu sein, was man glaubt und tut. Heute bekennen sich auch christliche Jugendliche bei der Firmung und der Konfirmation zu ihrem Glauben. „Beide christlichen Feste führen auf die Bar Mitzwa zurück“, erkannte die pensionierte Lehrerin erste Antworten auf die eingangs gestellte Frage.
Der Auszug aus Ägypten hatte für die Juden „ungeheure Bedeutung“ und wurde zum Pessachfest. Bei uns sagt man auch Passahfest, was Verschonung oder Vorüberschreiten bedeutet. Mit Ableitungen des hebräischen Wortes Pessach bezeichnen die meisten europäischen Sprachen unser Osterfest. Ein weiterer deutlicher Hinweis, dass die Herkunft des Osterfestes mit dem jüdischen Pessachfest zu tun hat.
Dann kam die Weidnerin zum wichtigsten Punkt. Das jüdische Pessachfest beginnt mit dem sogenannten Sederabend. Seder heißt Ordnung. Zu diesem Abend gehört nämlich eine bestimmte Reihenfolge von Gebeten und Liedern, die das Festmahl begleiten. Brot und Wein sind dabei die für uns Christen bedeutendsten Zutaten. Für die Evangelisten war das letzte Abendmahl Jesu identisch mit dem Sederabend. Jesus trank aus dem messianischen Kelch, dem Messiasbecher, und reichte ihn seinen Jüngern weiter. Damit offenbarte er sich seinen Jüngern als der Messias, auf den das jüdische Volk noch heute sehnlichst wartet. Es sieht Jesus noch nicht als den Messias an. Deshalb bleibt bis heute beim Sederabend ein Stuhl frei.
„Pessach und Ostern – zwei ganz verschiedene Ereignisse. Und dennoch haben beide Feste eines gemeinsam. Die Juden feiern die Befreiung aus der Gefangenschaft in Ägypten und die Christen die Befreiung, die Auferstehung aus dem Grab“, folgerte Monika Ilg und erhielt großen Beifall der dankbaren Zuhörer.